Der Kamerawagen für Videoaufnahmen
Sachstand: Oktober 2003

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Schon vor längerer Zeit reizte es mich, eine Videokamera auf einen Wagen zu stellen und während der Fahrt auf der Strecke laufen zu lassen. So könnte ich meine eigene Gartenbahn am Fernseher als Mitfahrer genießen.

Eine Alternative wäre eine Funk-Kamera, die direkt die empfangenen Bilder auf den Fernseher übertragen würde. Eine derartige "Spielerei" ist allerdings recht teuer, wenn man sich an die geltenden Vorschriften hält. Die derzeit zahlreich angebotenen sehr preiswert erscheinenden Funk-Kamera-Systeme (z.B. bei ebay) verfügen nicht über eine deutsche Sendelizenz. Das kann dann richtig teuer werden.

Ein erster Versuch mit der Videokamera auf einem Wagen auf einer Fussbodenanlage zeigte, dass dies ein netter Spaß ist, den man unbedingt auch auf der Strecke im Garten machen sollte. Wegen der relativ großen Steigung von rund 5% bei der alten Gleisführung hatte ich jedoch bisher davon Abstand genommen. Zu groß erschien mir das Risiko, wenn bei dem starken Gefälle "etwas" passieren würde.

Nachdem der Umbau der Gartenbahn auf die erheblich geringere Steigung von 3,3% -zumindest was den Gleisbau betraf- abgeschlossen war, erinnerte ich mich wieder an die Videogeschichte.

Für eine sichere Fahrt und für gute Aufnahmen wählte ich einen besonders flachen Wagen aus. Mit dem Unterteil eines zweiachsigen Containerwagens dachte ich die beste Lösung gefunden zu haben. Ein wichtiger Grund den Containerwagen zu nehmen, war, dass mögliche Befestigungslöcher später durch den Container nicht mehr sichtbar seien. Einen Flachwagen wollte ich für diesen zeitbegrenzten Spaß nicht einfach opfern.

Zunächst war es nötig, eine Montagemöglichkeit zu finden, um die Kamera auf dem Wagen anzuschrauben. Mittels einer Montageschiene, die üblicherweise für eine Zusatzleuchte verwendet wird, fand sich rasch ein gute Lösung. Die Montageschiene wird so wie für den Lichteinsatz vorgesehen von unten an die Kamera geschraubt, eine Veränderung an der Kamera ist somit nicht notwendig. Diese Montageschiene wird nicht wie sonst üblich zur Seite hin geschwenkt, sondern zeigt nach vorn. Durch das Befestigungsloch für die Zusatzlampe steckte ich eine entsprechende Schraube und diese durch ein passend gebohrtes Loch etwas außerhalb der Mitte des Wagen. Mittel einiger Unterlegscheiben, Muttern sowie Kontermuttern war die Montage an sich fertig.

Und warum sitzt die Kamera so weit nach hinten auf dem Wagen?

Die Kamera ist nicht die Allerneueste und hat nur einen begrenzten Weitwinkel. Durch die engen R1-Gleisbogen auf meiner Gartenbahn ist es erforderlich, den Blickwinkel der Kamera möglichst weit zu öffnen, damit in Kurven der Blick auf die Strecke nach links bzw. nach rechts nicht verschwindet. Mit einigem Ausprobieren habe ich die Kameraposition gefunden, bei der die Strecke auf der Aufnahme trotz R1 mitverfolgt werden kann. Hierzu musste die Kamera sehr weit nach hinten und leicht schräg nach vorn geneigt angebracht werden.

Durch diese ungünstige Anordnung der Kamera hat der Wagen ein großes Übergewicht und kippt über die Achse um. So habe ich mittels Bleistreifen und an den Tritten angeklemmten Schrauben ein Gegengewicht erzeugt, das so groß ist, dass der Kippeffekt verschwunden ist. Wegen des Bildwinkels der Kamera sind die Möglichkeiten auf dem Wagen Gewichte anzubringen stark eingeschränkt. Doch wie man sieht, es findet sich doch irgendwie eine Lösung.

Ein weiteres Problem ergab sich durch den weit überstehenden Teil der Kamera über das Wagenende hinaus. Es konnte keine Lokomotive unmittelbar an den Kamerawagen zum Schieben angehängt werden. Benötigt wurde noch ein Zwischenwagen, über den der rückwärtige Teil der Kamera schwenken kann. Der Flachwagen wurde mittels eines Plattenstückes beschwert, um gewichtsmäßig dem Kamerawagen zu entsprechen und nicht aus dem Gleis gedrückt zu werden.

Prinzipiell gibt es zwei Möglichkeiten, den Kamerawagen einzusetzen:
  • Linse voraus auf die Strecke
  • Linse rückwärts auf die schiebende Lok.

Fährt die Kamera rückwärts, hat man bei der Videoaufnahme den Eindruck, die Lok kommt auf einem zu und man hat "schwer" zu tun, nicht unter die Lok zu kommen. Die Aufnahme wirk sehr dynamisch, weil die schiebende Lok unmittelbar an den Wagen gekuppelt ist und somit sehr groß auf der Aufnahme erscheint. Besonders wenn die Lok über bewegliche Teile verfügt, wie z.B. die Stangen beim Krokodil, ist der Effekt recht beeindruckend. Verstärkt wird dieser Eindruck, wenn man nicht nur eine schiebende Lok einsetzt, sondern einen kompletten Zug, da man in Kurven auf der Aufnahme immer wieder die nachfolgenden Wagen erkennen kann.

Bei Linse voraus kann man nochmals unterscheiden, ob man mit freiem Blick auf die Strecke oder innerhalb eines Zugverbandes "mitfährt". Einmal entspricht dies der Lokführerperspektive, das andere mal sieht es dann so aus, als ob man im Zug mitfährt. Allerdings sollte der vor der Kamera geführte Wagen möglichst flach sein, damit in der Aufnahme nicht nur die Stirnwand des vordern Wagen zu sehen ist. Für eine derartige Aufnahme sollte der Zug nicht allzu lang sein, damit die ziehende Lok auf dem Bildschirm nicht zu klein ausfällt.

Wegen des großen Weitwinkel der Kamera war es nicht zu verhindern, dass die obere Kante der Stirnwand des Containeruntergestells mit auf der Aufnahme zu sehen ist. Am unteren Bildrand ist daher ständig ein unscharfer brauner "Balken" sichtbar gewesen. Daher habe ich nochmals einen neuen Wagen gebaut, um ein ganz freies Bild auf die Strecke zu erhalten.

Um nicht einen Wagen dauerhaft zersägen zu müssen, habe ich den kompletten Aufbau eines Zweiachsgüterwagens entfernt und auf das Untergestell eine passend gesägte Holzplatte (Laminatrest) aufgeschraubt. Zwei passende Schrauben fixieren von unten die beweglichen Achslager. Unterlegscheiben und ein aufgeklebtes Holzleistchen geben der Kamera die richtige Position. Nach einer Probeaufnahme störte nur noch die Bremsschlauchimitation das Bild, also wurde diese auch noch entfernt. Durch die Holzplatte ist es zudem sehr einfach gewesen, die nötigen Gegengewichte festzuschrauben. Das offene Wagengestell erlaubte sogar zwei Gewichte ganz vorn anzubringen, ohne dass diese im Bild zu sehen sind. Da die Videokamera die Linse nicht in der Mitte hat, sondern seitlich versetzt, entsteht eine unsymmetrischen Gewichtsverteilung in Längsrichtung, die ich durch zusätzliche Unterlegscheiben versuchte, wenigstens teilweise auszugleichen.

Derzeit habe ich leider keine Möglichkeit, Videoaufnahme zu Digitalisieren und auf die Homepage hochzuladen. Aber das kommt sicherlich noch.

Beim Einsatz des Videowagens zeigt sich rasch, dass Züge und Lokomotiven meist viel zu schnell auf einer Eisenbahnanlage unterwegs sind. Einige Aufnahmen hinterlassen den Eindruck, dass es den Reisenden eigentlich "kotzübel" sein muss, wenn sie mit viel zu hohem Tempo durch die Kurven geschleudert werden. Daher ist eine recht langsame Fahrtweise notwendig, um anschließend die Videoaufnahme auch genießen zu können. Als zusätzlicher Nutzen dauert die Reise über die eigene Anlage dann eine gewisse Zeit länger.

Ein besonderer Effekt entsteht, wenn der Videowagen durch die beiden Tunnel fährt. Dann ist es zuerst sehr dunkel, langsam kommt dann das Ende des Tunnel näher und es wird wieder hell. Lediglich eine mögliche Innenbeleuchtung oder die Loklaternen geben im Tunnel Licht und Orientierung bei der Fahrt durchs Dunkel.

Als zusätzlicher Nebeneffekt habe ich durch die Fahrt mit dem Kamerawagen zwei Stellen der Gleisführung ausmachen können, an denen die Verlegung der Schienen nicht mehr in Ordnung ist. Die Aufnahme zeigt hier ganz deutlich, wo Nacharbeiten an den Gleisen nötig sind. Insofern ist dies ein extra Grund, ab und zu solche Inspektionsfahrten durchzuführen.

Die mit dem veränderten Videowagen gemachten Aufnahmen erfüllen alle meine Erwartungen. Auf dem Bildschirm des Fernsehers ist nur ganz schwach die Oberkante des Puffers des Videowagens als unscharfe "glänzende" Stelle zu erahnen. Somit ist ein ungestörter "freier" Blick auf die Strecke möglich und die komplette Schiene ist trotz des engen R1-Radius immer im Bild. Man verfolgt die Fahrt, ohne dass der Eindruck entsteht, dass die Kamera nur in der Landschaft "herumschwenkt".

Die Mitfahrt im Zugverband erfordert, dass vor dem Kamerawagen ein Flachwagen eingesetzt wird, um nicht den größten Teil der Sicht zu verdecken, insgesamt ein sehr schöner Anblick im eigenen Zug zu "sitzen".

Das Rückwärtsschieben des Kamerawagens wirkt nun noch dynamischer, da keine ständigen festen Bildteile mehr vorhanden sind. Die Auswahl der Schublok sollte unter dem Aspekt erfolgen, dass diese in ihrem vorderen Bereich nicht zu "formatfüllend" ist. Optimal ist das Rhätische Krokodil mit den schlanken Vorbauten, die zudem durch ihre Beweglichkeit eine zusätzlich Dynamik erzeugen. Die blaue Köf ist diesbezüglich zu "brav". 

Stromabnahme Lore

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