Das Wetter war ideal, um einen Eisenbahntag draußen zu erleben. Mit meiner Frau und meiner Tochter fuhr ich zu den Dampflokfreunden nach Karlsruhe, um beim Andampfen am 1. Mai 2005 dabei zu sein. Andampfen bedeutet die erste größere Ausfahrt mit dampfbetriebenen Lokomotiven, meine Lok fährt mit Batteriestrom und nicht mit Dampf, dennoch sind bei solchen Veranstaltungen eben auch Loks ohne Dampfantrieb dabei. Es geht um die Freude und den Spaß mit personenbefördernde Eisenbahnmodellen und um den Austausch mit anderen, die ebenfalls sich für dieses Hobby begeistern. Dampf wäre zwar schöner, aber für manche, so wie auch für mich, ist eben eine richtige Dampflok zu besitzen, derzeit unrealistisch.
Angemeldet, mit dem ausgedruckten Stadtplan in der Hand, mit Lok und Wagen sowie frisch geladenen Akkus kamen wir mit einem kleinen Umweg erwartungsvoll an. Längst hatte der Fahrbetrieb begonnen und es waren sehr viele Besucher da, die einfach nur die gute Atmosphäre und den ersten Sommertag genießen wollten. Da hohe Anzahl der Gäste basierte zudem auf einem parallel stattfindenden Treffen alter Traktoren und einer regionalen Radiosendung vor ein paar Tagen, die offensichtlich noch zusätzliche Interessenten auf dieses Ereignis am ersten Tag im Mai aufmerksam gemacht hatte.
Auf der schönen Anlage waren mit mir/uns an diesem Tag sieben Züge unterwegs. Drei Garnituren des Vereins waren eingesetzt, um die vielen überwiegend kleinen Fahrgäste über die Strecke zu befördern. Ich war verwundert, wie groß der Andrang von Kindern am Bahnhof war, jeder wollte mitfahren und nicht nur einmal. Und am liebsten mit dem Zug, der von der großen roten Dampflok gezogen wurde, auch dann, wenn der Aufenthalt im Bahnhof länger dauerte, weil Wasser aufgefüllt oder Kohle aufs Feuer gelegt werden musste. Dann endlich der Pfiff für die Abfahrt und los ging es auf die Strecke.
Überrascht war ich über die vielen kleinen und großen Helfer des Vereins, damit der Tag zum Erfolg wurde. Nicht nur Loks und Züge steuern und fahren lassen, nein vor und hinter dem Bahnhof wurden von einem Vereinsmitglied bzw. einem Angehörigen die Weichen korrekt gestellt, damit einerseits die Züge ins richtige Gleis einfuhren und andererseits keine Weichen aufgeschnitten werden mussten. Die Frau des Vorstandes verkaufte Fahrkarten und Bons für Essen und Getränke. An den jeweiligen Stellen wurde Kaffee gekocht, Steaks gegrillt, Kuchen gereicht, Mineralwasserkästen getragen, Geschirr besorgt, Eis aus der Truhe geholt, kurz all die vielen kleinen Dingen erledigt, die bei so einer Veranstaltung anfallen. Es war richtig gut organisiert, alles klappt prima. Selbst der zusätzliche Tisch- und Stuhlbedarf wurde noch besorgt und vermutlich alle verfügbaren Sonnenschirme aufgestellt, da die Sonne so richtig intensiv schien. Gut fand ich, dass auch die Kinder für verschiedene Aufgaben eingeteilt waren. Dazu gehört das Weichenstellen oder das Zugfahren für die zahlenden Gäste. Nur wer mithilft, darf dann auch fahren, so einfach ist das.
Neben dem Eisenbahnfahren wurde das Fahren auf einem Kinderkarussell angeboten, angetrieben durch einen kleinen Traktor über eine besondere Antriebswelle und nicht einfach mit Strom, fast schon ein Stück Nostalgie. Auch dies war gut organisiert, denn je nach Bedarf musste der Trecker stets neu angeworfen werden.
Meine Tochter und ich haben die meiste Zeit des Tages auf dem fahrenden Zug verbracht, es hat uns sehr viel Freude und Spaß bereitet. Interessant ist, dass die Gartenbahnanlage unmittelbar neben den Bundesbahngleisen von Karlsruhe Richtung Süden liegt, sodass häufiger uns die "großen" Züge überholten bzw. entgegen kamen. Als "ebenbürdige" Lokomotivführer grüßten wir dann das Personal auf den Loks, die dann zu unserer Freude den Gruß erwiderten. Nur wir verbrachten hier unsere Freizeit, jene mussten von Berufs wegen arbeiten.
Der Tag in Karlsruhe verging wie im Fluge und beinahe viel zu früh sind wir wieder nach Hause gefahren. Ein herzliches Dankeschön an die Dampflokfreunde in Karlsruhe für ihre Gastfreundschaft. Ich komme sicherlich wieder.
