Der Schneepflug
Sachstand: Dezember 2002

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Schneepflug im Einsatz mit Diesellok 2095 Mit der Eisenbahn im Schnee zu fahren, gehört zu den besonders schönen Momenten bei diesem Hobby. Damit die Fahrzeuge auf der Gartenbahn im Schnee fahren können, müssen die Gleise bis zur Schienenoberkante vom Schnee geräumt werden. Da dies für die gesamte Strecke recht mühsam ist, lag es nahe, einen Schneepflug für den Wintereinsatz zu bauen.

Wegen den wenigen Tagen mit Schnee in der Oberrheinischen Tiefebene habe ich mich für einen Pflug entschieden und nicht für eine Schneefräse. Zudem funktionieren Schneefräsen eigentlich nur bei frischem Pulverschnee, den wir hier so gut wie nie haben. Außerdem ist der Bau einer Schneeschleuder wegen des notwendigen Schleuderrades komplexer und schwieriger.

Anregungen zum Bau des Schneepfluges habe ich mir bei einem Besuch bei der Firma Fertig in Mörlenbach geholt. 

Der Pflug sollte als Fahrzeug möglichst kurz gehalten werden, insbesondere sollten die Räumschilde nicht weit vor der vordersten Achse sein, damit der Schneepflug in Kurven (ich habe im Garten R1 = 60 cm Radius) nicht so stark ausschert.

Da Schnee recht schwer ist, kann dieser einen zu leichten Schneepflug aus dem Gleis drücken, folglich sollte das Räumfahrzeug recht schwer sein. Mit einem Extragewicht unter der Ladung ist dies gewährleistet.

Damit der Wagen wiederum recht leicht rollt, empfehlen sich Achsen mit Kugellager. Diese Achsen besitzen zudem Stromabnahmemöglichkeiten, mit denen man eine Beleuchtung speisen oder sogar die Schublok mit zusätzlichem Fahrstrom versorgen kann. Beides habe ich entsprechend vorgesehen.

Bei größeren Schneehöhen ist es vorstellbar, nicht nur eine sondern mehrere Lokomotiven zum Schieben des Schneepfluges einzusetzen. Zur Vermeidung von Kontaktproblemen einer Lok (eine will schieben, die andere kann nicht) sind durch entsprechende Kabelverbindungen unbedingt alle beteiligten Loks elektrisch miteinander zu verbinden. Bleibt eine Schublok eines Verbands stehen, so werden sich die Räder der Lok, die noch Kontakt hat, nur auf der Stelle drehen.

Schneepflug von schräg vorn
Der Räumschild Für eine sichere mechanischen Verbindung zwischen Schneepflug und Schublok achte ich darauf, dass die LGB-Kupplungen symmetrisch gekuppelt sind, um ein Abhängen auszuschließen, wenn z.B. wegen zuviel Schnee die Räumeinheit zum Schwungholen zurücksetzen muss. Gegebenenfalls fährt die eingesetzte Lok deswegen rückwärts zum Einsatz.

Die Räumschilde sollten gerade so breit gebaut werden, wie es für den Betrieb der zum Einsatz kommenden Fahrzeuge in der freigemachten "Gasse" nötig ist. Es ist nicht sinnvoll zum Beispiel für ein "bulligeres" Aussehen möglichst breite Schilde vorzusehen, denn so muss mehr Schnee als nötig bewegt werden; und das kostet Schubkraft, die die schiebende Lok leisten muss. Zudem ist bei der Festlegung der Breite darauf zu achten, dass der Pflug auf der ganzen Strecke durchkommt, ohne hängen zu bleiben, denn vermutlich ist der Pflug das breiteste vorhandene Fahrzeug. Bei mir zeigte die erste Testfahrt, dass der Pflug breiter wie die Brücke war ...

Es darf auf der zu räumenden Strecke oberhalb der Schienenoberkante nichts im Wege sein, das innerhalb der Breite des Schneepfluges ist. Dies könnten nicht richtig sitzende Weichenantriebe sein oder auch die Bahnsteigkante oder eben Brückenteile ...

Für den eigentlichen Pflug werden Schilde benötigt, die den Schnee möglichst effektiv von den Gleisen entfernen. Ich verwendete als Grundlage für den Räumschild ein graues Kunststoffrohr mit 70 mm Durchmesser, welches normalerweise für die Abwasserinstallation verwendet wird. Das Rohr wurde längs geteilt und im gewünschten Winkel schräg geschnitten. Durch die Verwendung von Kunststoff tritt die Problematik eines Kurzschlusses zwischen den Strom führenden Schienenprofilen durch den Räumschild nicht auf. Bei Metallbauweise ist entweder einen Kantenabschluss aus Kunststoff nötig oder aber der Schild darf nicht die Schienenoberkante berühren. Eine letzte Alternative wäre ein Einsatz des Pfluges ohne Strom auf dem Gleis durch eine Echtdampf-, Livediesel- oder Akkulok.

Mein Räumschild soll im Betrieb direkt auf der Schienenoberkante aufliegen und besteht daher aus Kunststoff und ist in begrenztem Umfang vertikal beweglich, um kleinere Unebenheiten des Schienenverlaufs auszugleichen. Damit das untere Ende des Räumschildes in Stoßstellen der Gleise, Weichenherzen oder Weichenantrieben nicht hängen bleiben kann, liegt die Unterkante nahezu waagerecht auf den Schienenprofilen auf; die Spitze ist von unten sogar leicht nach oben angefeilt.

Der Schneepflug im Profil
Schneepflug von vorn Die beiden Teilhälften sind mit Tangit (Kleber für Abwasserrohre) geklebt, doch leider ist die Klebefläche recht klein, sodass die geklebte Stossstelle allein nicht hielt und durch Heißkleber von hinten stabilisiert werden musste. Zudem ist die Verbindungslinie der beiden Hälften eine "schwierige" herzustellende Kante, weil die Kunststoffteile bei der Bearbeitung sich leicht verbiegen. So waren mehrere Schritte der Nachbearbeitung notwendig, bis der eigentliche Räumschild mit seinen beiden Hälften geschaffen war. Als Halterung zum Wagen montierte ich zwei Messingwinkel, die mittels Senkkopfschrauben direkt von hinten an den Schild angeschraubt wurden. Dabei wurden die Winkel in einem Abstand angebracht, der geringfügig kleiner ist, als die Seitenwände des verwendeten Wagen.

Anstelle der problematischen Herstellung des Räumschildes gibt es fertige Schilde zu kaufen.

Ich rate davon ab, anstelle eines spitzen bzw. V-förmigen Pfluges mit runden Schilden lediglich ein gerades "Brett" zu verwenden, weil sich sonst der wegzuschiebende Schnee nur unnötig lange vor dem Pflug staut und so viel mehr Schubkraft erfordert. Am besten arbeitet ein Schneepflug, der den Schnee "aufschneidet" und den Schnee nicht wegdrückt, sondern eher zur Seite "wirft".

Das Basisfahrzeug für meinen Schneepflug bildet ein kurzer zweiachsiger ToyTrain-Wagen mit niedrigen Seitenwänden und mit Bühne, der preiswert zu erhalten war. Denkbar wäre aber auch ein Lorenwagen (z.B. LGB 40440), der einen für einen Schneepflug vorteilhaften extrem kurzen Radstand besitzt.

Auf der der Bühne abgewandten Seite wurde der Puffer entfernt, damit der Räumschild nicht hängen bleiben kann. Würde man für die Räumschildmontage die Wagenseite mit der Bühne auswählen und die Bühne komplett absägen, wäre der Schild noch näher an der vorderen Achse und würde somit weniger in der Kurve ausschwenken. Allerdings verliert dann der Wagen wegen der fehlenden Bühne an Optik.

An der nun vorderen Stirnwand wurden ganz außen zwei senkrechte Schlitze gesägt, durch die die beiden Haltewinkel durchgeführt werden. Mit zwei weiteren Schrauben sind diese Haltewinkel in den längsseitigen Seitenwänden mittels selbstsichernden Muttern beweglich befestigt. Hierdurch kann der Räumschild auf der Schienenoberkante aufliegen und beim Entlanggleiten dennoch kleine Unebenheiten z.B. beim Übergang in eine Steigung ausgleichen.

Räumschildhalterung
Schneepflug von unten Nach erfolgreicher Montage des Räumschildes wurde in der Ladefläche des Wagens ein der Ladefläche angepasstes etwa 1 kg schweres Messinggewicht befestigt (die Befestigungsschraube ist am Wagenboden gut zu sehen) und anschließend mit angeleimten Splitt als Schottersteinbeladung abgedeckt. Mit etwas Plastik wurde zuvor ein kleiner Hohlraum für die Halterung geschaffen, damit der Schild beweglich bleibt.

Die Kunststoffachsen wurden gegen Kugellagerachsen getauscht und zudem sind die ansonsten beweglichen Achshalterungen mit zwei Schrauben fixiert worden, damit im Schiebebetrieb sich die Achsen nicht gegen die Kurve stellen. Die Stromabnahmestellen der Kugellagerachsen dienen einerseits zur Versorgung der Frontbeleuchtung (Ersatzteil einer Stainz) und andererseits zur zusätzlichen Stromaufnahme für die Schublok. Hierzu wurden zwei Buchsen unterhalb der Bühne eingebaut, von denen man mittels zweier Einzelkabel eine elektrische Verbindung zur Schublok herstellen kann, dabei ist auf die richtige Polarität zu achten, sonst gibt es einen Kurzschluss.

Da es mir mehr auf die Funktion und Wirkungsweise des Schneepfluges ankommt, habe ich auf eine weitergehende optische Aufarbeitung bisher verzichtet. Mich stören die sichtbaren Schrauben im bzw. hinter dem Räumschild und in den Seitenwänden nicht. Auch ist es mir einerlei, welche Farbe der Wagenkasten und der Schild hat, die Beschriftung könnte auch in "Chinesisch" sein, es würde mich nicht sonderlich stören. Ich habe viel mehr Freude daran, wenn der Pflug die Strecke freilegt und der Schnee zur Seite geschoben wird. Ende Januar 2003 klappte es mit "passendem" Neuschnee und es ist wunderbar, wie der Schneepflug funktioniert.

Der Pflug räumt übrigens nicht nur Schnee, sondern auch kleinere Ästchen und andere störende Dinge vom Gleis und kann somit ganzjährig verwendet werden, auch wenn dies vielleicht etwas sonderbar aussieht. Eine Räumung von Herbstlaub funktionierte leider nicht, da sich immer wieder einzelne Blätter im Zwischenraum der beiden Schienenprofile unter dem Räumschild "durchmogeln" und dann zwischen den Achsen hängen bleiben.

Der Pflug dient zusätzlich als Messfahrzeug für alle weiteren Gleiserweiterungen, auf geraden Strecken ist er mein breitestes Fahrzeug.

Schneepflug von schräg vorn
Viel Schnee zu räumen
Viel Arbeit für den Schneepflug
Noch einige Tips und Hinweise zum Fahren im Schnee:
  • Bereits vor dem Schneefall sollten die Gleise für guten elektrischen Kontakt gesäubert und die Strecke frei von Blockierungen (z.B. Laub, Blätter) sein.
  • Alle Fahrzeuge, die am betreffenden Schneefahrtag eingesetzt werden sollen, frühzeitig ins Kalte stellen, damit die Räder "unterkühlt" sind. Mit warmen Rädern wird der Schnee geschmolzen und nach kurzer Zeit gefriert das Wasser an den Rädern und blockiert die Weiterfahrt.
  • Vor einer Schneefahrt prüfen, ob nicht durch Nassschnee ein Kurzschluss zwischen den Schienenprofilen besteht. Mit einem von der Schiene unabhängigen Energieversorgungssystem spielt dies keine Rolle. Ist der Schnee zu nass, so wird es der Pflug wesentlich schwerer haben, die Strecke zu räumen.
  • Nicht die komplette Gartenbahn vom Schnee befreien, nur die nötigsten Gleise räumen. Am besten ist es, nur eine Strecke freizuhalten und auf das Schalten von Weichen zu verzichten. Leider kann sich der Schnee zwischen den Weichenzungen festsetzen und so Entgleisungen herbeiführen. Ebenso verhindert gefrorenes Wasser in Weichenantriebe deren Betätigung. Eine gute Alternative ist hierzu eine Weichenheizung.
  • Bei Strecken mit Höhenunterschieden die Schneeräumung möglichst bergab durchführen, bergwärts würde noch viel mehr Kraft benötigt werden.
  • Bei der Wahl der zu räumenden Strecke ist darauf zu achten, dass der weg zu schiebende Schnee neben der Strecke ausreichend Platz hat. In einer "engen Schlucht" kommt ein Pflug ungleich schwerer durch, als bei einer hochgelegenen Strecke, bei der der Schnee links und rechts leicht nach unten rutschen kann (z.B. auf einem Bahndamm).
  • Zwei nebeneinander liegende Strecken können nur schlecht vom Schnee befreit werden, da der Pflug den Schnee wieder auf das Parallelgleis drückt. Lieber sich für ein bestimmtes Gleis entscheiden.
  • Mit einer Funksteuerung kann man prima aus der warmen Wohnstube steuern, allerdings bin ich lieber neben dem Pflug, wenn die Gleise geräumt werden.
  • Nach dem kalten Spaß im Freien, die verwendeten kalten Fahrzeuge vom Schnee reinigen und nicht sofort wieder auf der Innenanlage einsetzen, da durch den Temperaturunterschied sich im Innern der Lok Kondenswasser bilden kann, das erst abtrocknen sollte, bevor wieder Strom angelegt wird.
  • Festgetretenen Schnee kann nicht mehr durch einen Pflug geräumt werden. Daher ist darauf zu achten, dass man seine Fußstapfen nicht auf die zu räumenden Gleise macht.

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